Naturschutzgebiet "Reinheimer Teich"

Januar 1976 ausgewiesen, als die Naturschutzgebiets-Verordnung vom 19.12.1975 in Kraft trat. Das NSG "Reinheimer Teich" ist der Gemarkung Reinheim zugeordnet und weist eine Fläche von 77,4 Hektar auf. Eigentümer ist die Stadt Reinheim. Das Naturschutzgebiet liegt in der Gersprenzsenke, in der überwiegend Aueböden mit feinsandigem bis tonigem Lehm auftreten. Es sind quartäre, dem jüngsten Abschnitt der Erdgeschichte entstammende, meist kalkhaltige Ablagerungen, die dem Gesteinsaufbau ihrer Einzugsbereiche entsprechen, mit einem recht hohen Grundwasserstand. Im Zentrum des Gebietes befinden sich Grundquellen, die eine gute Wasserqualität aufweisen. Schon vor 350 Jahren, im Jahr 1625, wurde der Grundstein zum heutigen NSG gelegt. Landgraf Ludwig V. ließ in den sumpfigen Wiesen einen Fischteich anlegen. Es entstanden zudem ein Teichhaus und eine Teichscheuer. Von hier wurde der Teich damals beaufsichtigt. Art und Umfang, wie lange und mit welchem Erfolg die Teichwirtschaft betrieben wurde, ist nicht mehr zu ermitteln. Im Laufe der Jahre wurde durch Entwässerung, Verlandung oder Auffüllung wieder auf eine intensive Wiesennutzung umgestellt. Die Darmstädter Dragoner machten Heu und Grummet, lagerten ein und holten den Bedarf für den Winter. Ab 1910 wurde die Stadt Reinheim durch Tauschvertrag alleiniger Eigentümer des Gebiets. In all den Jahren haben sich viele Interessengruppen um das Gebiet "Reinheimer Teich" bemüht. Teils um hier Freizeit- und Industriegelände anzulegen oder für den Luftsport einen geeigneten Platz zu finden. Unter anderem meldete sich auch der Naturschutz zu Wort.

Der Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV) - jetzt NABU - wollte ein Teilstück ankaufen. Bei allen Gelegenheiten und in vielen Einzelaktionen wurde versucht, die überregionale Bedeutung des Reinheimer Teiches als Brut- und Rastgebiet für viele bestandsgefährdete Vogelarten herauszustellen und somit eine Unterschutzstellung zu erreichen. Über 80 Brutvogelarten wurden registriert, darunter in den verschiedensten Bereichen Zwergtaucher, Krick- / Knäk- / Stockente, Rohrweihe, Teich- / Drosselrohrsänger, Feldschwirl, Blaukehlchen, Kiebitz, Schafstelze, Raubwürger, Wacholderdrossel. Viele Durchzüglerarten konnten festgestellt werden: u.a. Seidenreiher, Blauracke, Uferschnepfe, Trauerseeschwalbe. Der Reinheimer Teich hat eine besondere Bedeutung als Rastplatz für durchziehende und auch für überwinternde Vogelarten. Dominante Arten sind Rauch- und Uferschwalben sowie Rohrammern und Schafstelzen. Es war ein langer und beschwerlicher Weg bis hin zur Ausweisung zum Naturschutzgebiet. Nach dem Anlaufen der Ausbaumaßnahmen (Ausbaggerungen zur Schaffung von Freiwasserzonen) Ende 1975 musste ein Pflegeplan aufgestellt werden, der wesentlich dazu beitragen sollte, den Reinheimer Teich so optimal wie möglich zu gestalten und zu erhalten. Eine Voraussetzung dafür ist die gesamtökologische Untersuchung, die auch eine exakte Pflanzenbestandsaufnahme enthalten soll. An besonderen Pflanzen findet man im "Reinheimer Teich" u.a. das fleischfarbene Knabenkraut und das große Zweiblatt. Die Schilf- und Röhrichtbestände stellen in Südhessen eine Besonderheit dar.